Mittwoch / 14.10. / 20:00 Uhr /
Vortrag Flüchtlinge und Vertriebene 1944-1947
Blick auf den Südwesten Deutschlands und die Baar
Dr. Heinrich Schwendemann, Freiburg
Ort : vhsbaar in Donaueschingen, Hindenburgring 34
Abendkasse: 5 Euro / Eintritt frei für Mitglieder des Baarvereins
In Kooperation mit der vhsbaar und der Evangelischen Erwachsenenbildung

In der aktuellen Flüchtlingsdebatte wird immer wieder auf die Flüchtlinge und Vertriebenen aus Mittel- und Osteuropa nach dem Zweiten Weltkrieg hingewiesen. 12 bis 13 Millionen Deutsche aus dem Reichsgebiet östlich von Oder und Neiße, Sudetendeutsche aus der Tschechoslowakei, sogenannte "Volksdeutsche" aus Polen, Ungarn, dem ehemaligen Jugoslawien und Rumänien verloren damals ihre Heimat und kamen in ein zerstörtes Land, in dem es nicht nur an Wohnraum, sondern oft auch an Nahrung mangelte. Die Kapitulation am 8. Mai 1945 bedeutete zwar zunächst das Ende der massenhaften Fluchtbewegung vor der Roten Armee, doch wenige Wochen später setzte die Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung aus dem Osten ein.
Wie viele Menschen bei Flucht und Vertreibung ihr Leben verloren haben, ist bis heute unbekannt. Es müssen Hundertausende gewesen sein. Millionen – es waren vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen – kamen buchstäblich mit dem, was sie auf dem Leib trugen, in den alliierten Besatzungszonen an.
Die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen gilt als Erfolg und als wesentliche Voraussetzung sowohl für das Wirtschaftswunder der 1950er und 1960er als auch für die rasante soziale Modernisierung der jungen Bundesrepublik. Denn die Einwanderer brachten nicht nur besondere Kenntnisse und Erfahrungen mit, sondern auch die Bereitschaft, sich in ihr neues ökonomisches, kulturelles, und religiöses Umfeld einzubringen.
Dr. Heinrich Schwendemann wird in seinem Vortrag Ursachen und Verlauf der radikalen ethnischen Säuberung und exemplarisch auch deren Auswirkungen hier im Südwesten darstellen. Der am Historischen Seminar der Universität Freiburg lehrende Schwendemann ist Experte für die Geschichte der Flucht und Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkrieg und hat sich auch mit den besonderen Bedingungen des Kriegsendes in Südbaden beschäftigt.